Übung 266 "Fabel: Die Taube und die Ameise - [pd]"

 

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Die Taube und die Ameise


An heissen Sommertag flog durstige Taube an kleinen, rieselnden Bach. Sie girrte vor Verlangen, neigte Kopf und tauchte den Schnabel in das klare Wasser. Hastig saugte sie den kühlen Trunk.
Doch plötzlich hielt sie inne. Sie sah, wie Ameise heftig mit winzigen Beinchen strampelte und sich verzweifelt bemühte, wieder an Land zu paddeln. Die Taube überlegte nicht lange, knickte dicken, langen Grashalm ab und warf ihn der Ameise zu. Flink kletterte diese darauf und krabbelte über die Rettungsbrücke an Land. Die Taube brummelte zufrieden, schlurfte noch ein wenig Wasser und sonnte sich danach auf dicken, dürren Ast über dem Bach, den der Blitz von mächtigen Baum abgespalten hatte.
junger Bursch kam barfüssig durch die Wiesen zum Wasser gelaufen. Er trug selbst geschnitzten Pfeil und Bogen. Als er die Taube erblickte, blitzten Augen auf. "Gebratene Tauben sind Leibspeise", lachte er. Siegesgewiss spannte er Bogen. Erbost über unerhörte Vorhaben gegen gefiederten Wohltäter kroch die Ameise auf Fuss und zwickte ihn voller Zorn. Der Taugenichts zuckte zusammen und schlug mit Hand kräftig nach dem kleinen Quälgeist. Das klatschende Geräusch schreckte die Taube aus Träumen auf. Eilig flog sie davon.
Aus Freude, dass sie Retter danken konnte, biss die Ameise noch einmal kräftig zu und kroch dann wohlgelaunt in Maulwurfshügel.